München und Wien um 1900
Die Kunst der Jahrhundertwende ist europaweit von Secessionstendenzen und der Jugendstilbewegung geprägt. 1892 wird in München die erste Secession im deutsch sprachigen Raum gegründet. An der Schule von Barbizon" und weiteren französischen Kunstströmungen orientiert, suchten in der Isarmetropole auch Künstler wie Josef Willroider, Josef Wopfner oder August Pezzey d. J. auf unterschiedliche Weise eine freiere, lichtere Malweise und Bildkonzeption.
Mitte der 1890er Jahre formierte sich in Wien eine junge Generation progressiver Künstler*innen unter der Führung von Gustav Klimt und Koloman Moser, um gegen den Konservativismus des damals vorherrschenden Historismus aufzubegehren und die Ausstellungsräume für internationale und moderne Strömungen zu öffnen. Er muntert durch frühe secessionistisch ausgerichtete Vorbilder wie Theodor von Hör mann, folgte 1897 die Gründung der Wiener Secession" und der Bruch mit der Tradition der Väter, was den Beginn der Moderne in Österreich markiert.
Der direkte Vergleich der Porträts von Gustav Klimt, Koloman Moser und Broncia Koller mit jenen von Oskar Kokoschka sowie Richard Gerstl zeichnet die Entwicklung von der naturalistischen Wiedergabe und symbolischen Ornamentik hin zu einer expres siven Malstruktur, die radikale Einblicke in den Steinbruch menschlicher Seelenlandschaften freilegt.
Ein in seinem Individualismus in die Moderne weisender Künstler ist schließlich Giovanni Segantini, der sich abseits der damals großen Kunstzentren Paris, Wien oder München in Mailand ausbildete und dennoch stark durch die neuesten französischen Malweisen geprägt war.