Bischof Nicodemus della Scala (1421/23-1443) stiftete 1443 seiner Domkirche in Freising ein bei dem Wiener Bürger und Maler Jakob Kaschauer bestelltes Hochaltarretabel. Im Schrein standen die Skulpturen der Gottesmutter und der Patrone des Domes und Bistums Korbinian und Sigismund. Der Altar hatte doppelte, wahrscheinlich beidseitig bemalte Flügel, so daß eine zweifache Wandlung möglich war.
Die ursprünglich weitgehend vergoldeten Skulpturen waren nur sichtbar, wenn an den höchsten kirchlichen Feiertagen beide Flügel paare geöffnet wurden.
Das Retabel mußte 1625 einem neuen Altaraufsatz mit dem Gemälde der Himmelfahrt Mariens von Peter Paul Rubens weichen (heute in der Alten Pinakothek). Die ursprünglichen Flügel und der Altarschrein sind verloren.
Von Jakob Kaschauer, der von 1429-1463 in Wien belegt ist, sind sonst keine gesicherten Werke erhalten. Er wird in der Freisinger Quelle und bei Erwähnungen in Wiener Urkunden stets als Maler bezeichnet. Es ist also nicht sicher, ob er auch die Skulpturen geschaffen oder nur die Flügel gemalt hat und die Figuren möglicherweise durch einen unbekannten Wiener Bildschnitzer ausführen ließ, um sie zusammen mit den gemalten Flügeln und dem Schrein nach Freising zu liefern.
Der Meister der Skulpturen ist neben Hans Multscher der führende Bildhauer um die Mitte des 15. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Er schafft Figuren von fester Körperlichkeit und ungewöhnlichem Volumen. Seine ausgeprägt plastische Gestaltungskraft zeigt sich auch in der gegenläufigen Bewegung von Gottesmutter und Christuskind.
