Die Arme des Gekreuzigten sind waagrecht ausgespannt, der flache Oberkörper ist kaum bewegt. Nur das Haupt mit der aus einem Seil geflochtenen und mit Nägeln gespickten Dornenkrone fällt zur Seite. Das kurze Lendentuch bildet nur zwischen den Beinen eine Reihe von Dreiecksfalten. Die Beine sind übereinandergelegt, die Füße waren auf einem großen Holzblock ursprünglich mit einem Nagel befestigt.
Während in älterer Zeit und bei allen anderen hier ausgestellten Kruzifixen die
Beine Christi einzeln angenagelt waren, bildete sich im Laufe der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in der Kleinkunst die Form des Dreinagel-Typus aus, der jedoch bei Monumentalkreuzen nicht vor 1220/30 begegnet.
Die Gründe für diesen Wandel sind nicht bekannt, die Folgen für die Komposition der Kruzifixe, für die Kontur des Gekreuzigten, für die Verschiebung der Glieder innerhalb des Leibes des Herrn jedoch erheblich. Bei den gotischen Kruzifixen verbindet sich diese Form auch mit einer neuen Thematisierung von Schmerz und Tod des sterbenden Heilands.
Seit dem 13. Jahrhundert wird der Dreinagel Typus die Normalform der Darstellung Christi am Kreuz. Die Befestigung der Füße Christi mit zwei Nägeln am Kreuz, wie sie gelegentlich im 16. und 17. Jahrhundert begegnet, bleibt eher die Ausnahme.