Rekonstruierter Bogen mit Ranken

um 1250
Sandstein
Unbekannter Künstler
Jetzt: München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1 (Inventar-Nr. MA 101, 68, 684)
Position Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei
Rekonstruierter Bogen mit Ranken
Rekonstruierter Bogen mit Ranken, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, um 1250, Bild 1/2
Rekonstruierter Bogen mit Ranken, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, um 1250, Bild 1/2
Rekonstruierter Bogen mit Ranken, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, um 1250, Bild 2/2

Die Geschichte des Klosters Wessobrunn reicht bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts zurück. Nach einem Brand zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtete man eine neue Kirche in Gestalt einer dreischifligen Basilika mit drei Apsiden und Krypta, aber ohne Querhaus. Für 1221 und 1226 ist eine rege Bautätigkeit belegt. Mehrere Altar weihen sind für das Jahr 1253, die Schlußweihe für 1285 überliefert. Diese Kirche blieb trotz Umgestaltungen, vor allem in der Barockzeit, in der Substanz bis zur Saekularisation erhalten. 1810 wurde sie bis auf einen freistehenden Turm abgebrochen.

Der mittelalterliche Kreuzgang war schon vorher beseitigt worden, als man im 17. Jahrhundert neue Klostergebäude in barocken Formen errichtete.

Obwohl die Kirche restlos vom Erdboden verschwunden ist, haben sich rund hundert Fragmente von Skulpturen und Bauornamenten erhalten, von denen die meisten zu Anfang des 19. Jahrhunderts bei Fundamentierungsarbeiten als Bausteine beim neuen Kloster Verwendung gefunden hatten. Sie wurden 1863 und in den folgenden Jahren entdeckt und ausgegraben. Die wichtigsten werden heute im Bayerischen Nationalmuseum verwahrt.

Eine Klosterchronik des 18. Jahrhunderts berichtet, daß die Figuren der zwölf Apostel in der Klosterkirche auf der Mauer gestanden hätten, "die den Chor umgab und die Religiosen vom Volk schied", aber bereits bei der Modernisierung der Kirche ein Jahrhundert zuvor, also 1655-1666, abgebrochen worden sei. Gemeint ist der Lettner, der in mittelalterlichen Klosterkirchen den Chor der Mönche von dem den Laien zugänglichen Langhaus schied.

In einen architektonischen Rahmen gefaßt, müssen die zentrale Gestalt Christi (mit aufgeschlagenem Buch) und die ebenfalls thronenden Apostel an der Vorderwand des Lettners angebracht gewesen sein, der mit einem mittleren Vorsprung wahrscheinlich die Form eines Kanzellettners hatte. Auf den Ecken standen die Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi. Davor befand sich der 1253 geweihte Kreuzaltar Das Bildprogramm ist um die Thematik des Weltgerichts erweitert, der thronende Christus ist als Richter, die Apostel sind als Beisitzer des Gerichtes zu verstehen. Engel tragen die sog. "arma Christi" herbei. Ekklesia und Synagoge als Personifikationen des Alten und Neuen Bundes weisen auf die Scheidung der Geretteten und der Verdammten. Ob die beiden sitzenden Figuren in modischer Tracht am Lettner oder an anderer Stelle der Kirche ihren Platz hatten, ist unsicher.

Die Skulptur der Gottesmutter, die auch stilistisch abweicht, dürfte kaum zum Bildprogramm des Lettners gehört haben. Sie war, in neuerer Zeit nachhaltig überarbeitet und mit Gewändern bekleidet, seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts auf einem Seitenaltar als Gnadenbild aufgestellt und wurde als Mutter der Guten Hoffnung verehrt. Nach 1805 gelangte sie nach Hofstetten, war also niemals wie die anderen Figuren im Erdboden.

Die Architekturteile dürften teils von der Anlage des Kanzellettners, aus der Krypta, teils auch aus dem Kreuzgang oder anderen Klostergebäuden stammen.

Der Stil der Skulpturen spiegelt Formvorstellungen westlicher Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die der bayerischen Bildhauerwerkstatt jedoch nur indirekt bekannt geworden sein können. Typ und Faltenstil der Muttergottes weisen stärker auf Vorbilder süddeutsch-alpenländischer, letztlich oberitalienischer Skulptur.

Kunstwerke in der Umgebung (1250–1735)
Stück einer Säule, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, um 1250
Unbekannter Künstler
um 1250
Wand-Kapitell mit Blättern, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, jetzt München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, 3. Viertel 13. Jhd.
Unbekannter Künstler
3. Viertel 13. Jhd.
Auftraggeber: Abt Leonhard III. Weiss von Wessobrunn (Abt 1671–1696)
1680
Johann Schmuzer (1663–1700), Stuckierung des Klosters im Gästetrakt und im Prälatentrakt, Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Undatiert
Auftraggeber: Abt Leonhard III. Weiss von Wessobrunn (Abt 1671–1696)
Undatiert
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 1/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 1/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 2/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 3/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 4/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 5/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 6/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 7/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 8/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 9/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 10/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 11/12
Wessobrunn, ehem. Benediktinerabtei, Bild 12/12
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, Bild 1/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, Bild 1/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, Bild 2/3
München, Bayerisches Nationalmuseum, Saal 1, Bild 3/3

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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