Christus am Kreuz

Position Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina
Künstler
Christus am Kreuz
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 1/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 1/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 2/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 3/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 4/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 5/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 6/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 7/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 8/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 9/10
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Christus am Kreuz, Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, 1516, Bild 10/10

Schmerzerfüllt, aber voll edlen Duldens

Das Kruzifix in der Steinacher Kirche zahlt zweifelsohne zu den meisterhaftesten Werken Tilman Riemenschneiders. Äußerst wirkungsvoll bringt es die beachtliche Fähigkeit des Künstlers zum Ausdruck, der breiten Palette menschlicher Emotionen Ausdruck zu verleihen. Mit einer eindrucksvollen Konzeption und gekennzeichnet durch ein verhaltenes Pathos, zahlt des Kruzifix heute zu den ergreifenden Abbildungen des leidenden Christus. Der Körper ist äußerst gefühlvoll modelliert und die gesamte Schnitzarbeit von hervorragender Qualität. Es stellt zweifellos einen Höhepunkt in Riemenschneiders Schaffensperiode dar.

Einst achtlos auf dem Kirchenboden gelagert - um den wahren Wert verkannt

Im Jahr 1903 wurde im Rahmen von Renovierungsarbeiten der Kirche das am Boden über dem Triumphbogen gelagerte unscheinbare Kreuz als ein Meisterwerk Tilman Riemenschneiders erkannt. Bis zu diesem Zeitpunkt galt es eher als unscheinbar und wäre fast an einen Bauern verkauft worden. Schmutz und alte Farbschichten verhüllten den wahren Wert. Beim Ablaugen der Skulptur wurde am Rücken ein mit einem Korken verschlossener Kanal entdeckt. Der damalige Pfarrer Kolb verfasste zu der Entdeckung folgende Niederschrift: "Die Seitenwunde wurde nach rückwärts ausgehöhlt, und zwar so, dass man fast die Hand hineinlegen kann."

Die in der Höhlung gefundene Bleikassette enthielt zwei Säckchen. Ein dünner Pergamentstreifen mit der Beschriftung "de lingo crucis" lag auf dem ersten Säckchen, das zwei kleine Holzsplitter (Kreuzpartikel) enthielt. In dem zweiten waren mehrere Knochensplitter, die durch einen Streifen mit der Beschriftung "S. Walburgis" als Reliquie der heiligen Walburga identifiziert waren. Wie sich herausstellte, gab das in der Beikassette gefundene Schriftstück Aufschluss über den Ursprung des Kruzifixes. Das Generalkonservatorium bezeichnete damals den Fund in archivarischer wie künstlerischer Beziehung als überaus kostbar. Die vorgefundene Urkunde von 1516 mit der Handschrift von Tilman Riemenschneider belegt, dass das Kruzifix ein Werk des berühmten fränkischen Bildhauers ist. Stifter des Kunstwerkes war vermutlich die Familie von Bibra-Exdorf. Die Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges, in der die Steinacher Kirche stark zerstört worden war, überdauerte das Kunstwerk in den Kellerräumen des Klosters Schloss Banz in Oberfranken. Heute zieht das frei im Chorraum über dem Altar schwebende Kreuz den Blick eines jeden Kirchenbesuchers aut sich.

Tilman Riemenschneider

Ewig gültig sind die Kunstwerke des um 1460 in Osterode (Harz) geborenen, wohl berühmtesten deutschen Bildhauers und Schnitzers Tilman Riemenschneider. Aufgrund der Verbindungen seines Vaters zum Würzburger Bischof erhielt der Künstler 1490 vom Rat der Stadt Münnerstadt einen Großlauftrag. Er heiratete in Würzburg zweimal Witwen mit gutgehenden Betrieben und wurde schließlich Bürgermeister. Er konnte es nicht verhindern, dass sich die Stadt Würzburg den aufständischen Bauern anschloss und wurde nach deren Kapitulation als Verantwortlicher in Haft genommen. Unter Vermögensverlust kam er nach Wochen frei, erhielt jedoch kaum noch Aufträge und starb 1531.

Riemenschneider, der wohl mit den Ulmer Künstlern in Kontakt kam, die die in den Burgunder Kathedralen aufgekommene Monochromie kontrahierend zur Buntheit der Glasfensterdome als neue Stilrichtung einführten, setzte die neue Richtung im Übergang von Spätgotik und Renaissance. Bezeichnend sind die teilweise bewundernswert schlanken Figuren, wie auch im Steinacher Kruzifix.

Das Alte Pfarrhaus in Steinach

Es stammt aus dem Jahre 1606 und ist eines der ältesten Gebäude in Steinach. Unter Denkmalschutz steht das Gebäude vor allem wegen seiner Stuckdecken (entstanden um 1730).

Ber der aufwändigen Renovierung 1999/2000 blieben alle vorhandenen Bauteile erhalten. Aus Sicherheitsgründen wurde jedoch vieles verkleidet. So auch das Fachwerk. Im frühen 17. Jahrhundert war es üblich, das Fachwerk weder innen noch außen zu verputzen. Die Spuren am Bau wiesen jedoch darauf hin, dass das Fachwerk am Pfarrhaus schon frühzeitig schadhaft war und daher die Fassade bald verputzt wurde. Eine Freilegung desselben kam daher bei der Restaurierung nicht in Frage.

134. URKUNDE IM RÜCKEN DES KRUZIFIXUS AUFGEFUNDEN. 1516.

"Anno domini XVC und XVI jar ward diẞ bild geschniden durch meyster Dyln, des rots zu Wurcpurg, und gefast worden durch Johann Wagenknecht, bawmeyster des thumbstifts, moler, auch burger, des rots. Zu der zeyt regirende bischoff Lorentz, des geschlechts von Bibra und thumbprobst Albertus margraff von Brandenburgk, decanus Thomas de Stein. Tempore Maximiliani imperatoris."

Auf einem Pergamentstreifen. Dieser wurde mit einem Bleiwürfel in den Rücken des Kruzifixus eingelassen und die Öffnung durch einen Korkpfropfen verschlossen. Aufgefunden 1903. Vgl. Fränkisches Volksblatt, Würzburg. Nr. 212 vom 21. September 1903 und Henner, Altfränkische Bilder 1909, mit Abb. Nach einem Bericht des Steinacher Pfarrers Kolb vom 2. Oktober 1903 an das Kgl. Gernalkonservatorium der Kunstdenkmaler und Altertümer Bayerns (in Akt Steinach a. Saale" des Landesamtes für Denkmalpflege in München) war die Seitenwunde nach rückwärts ausgehöhlt, und zwar so, dass man fast die Hand hineinlegen kann" Nach diesem Bericht fand sich außer der Urkunde ein Würfel aus Blei". Die Urkunde war also offenbar nicht in dem Bleiwürfel verschlossen, wie Henner a. a. O in seinem sechs Jahre später veröffentlichen Bericht angibt. Bei Weber S. 153 Anm. 1, in Kunstdenkmaler des Königreiches Bayern III, 10 (1914), S. 218, bei Schrade S. 8. Schrade Anm. 29 weist darauf hin, dass der Zettel sich beim Vergleich mit der von uns Bd. I S 95 abgebildeten Urkunde als Originalhandschrift Riemenschneiders ausweist. Die hier wiedergegebene Photographie (Abb. S. 61) danken wir Herrn Pfr. Ed. Pickel, Steinach an der Saale, Katholische Pfarrkirche. Unter Glas in einer verschließbaren Mauernische an der Südwand des Chores ausgestellt.

Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 1/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 1/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 2/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 3/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 4/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 5/6
Steinach (Bad Bocklet), Pfarrkirche St. Nikolaus und Katharina, Bild 6/6

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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