Kreuzigungsaltar

Position Detwang, Kirche St. Peter und Paul
Künstler
Kreuzigungsaltar
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 1/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 1/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 2/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 3/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 4/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 5/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 6/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 7/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 8/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 9/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 10/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 11/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 12/13
Tilman Riemenschneider (1487–1523), Kreuzigungsaltar, Detwang, Kirche St. Peter und Paul, 1512–1515, Bild 13/13

Im Jahre 968 wurde die von Ritter Reinger von Comburg gestiftete Kirche durch den Würzburger Bischof Boppo von Henneberg (961-984) geweiht. Bis rum Jahre 1258 blieb die Pfarrei im Besitz des Würzburger Neumünsterstiftes. Dann wurde sie vom Deutschen Orden übernommen und nach dessen Auflösung im Jahre 1544 evangelisch.

BAUGESCHICHTE

Romanische Bauteile: Der massive Turm mit den verschieden abgestuften Geschossen und den charakteristischen Teilungssäulchen in den Schallöffnungen, ferner das Süd- und Westportal und einige kleine schießschartenartige Fenster des Langhauses, das Kreuzrippengewölbe (1200-1250) mit den vier Evangelistensymbolen im quadrisch angelegten Chorraum.

Gotische Bauteile: Die Sakristei nördlich und die Totenkapelle östlich des Turmes. Im Südfenster dieser Kapelle steht eine achteckige, aus Steinen ge formte Leuchte (noch 14. Jahrhundert), die nachts böse Geister von den aufgebahrten Toten fernhalten sollte. An der Ostseite des Langhauses wurde nin dreiteiliger lettnerähnlicher Arkadengang eingefügt, an der Nordseite des Chorraumes eine Sakramentsnische, die links von einem knienden Engel (Verkündigung der Geburt), rechts von der sitzenden Maria und oben von der Gestalt, vermutlich des heiligen Benedikt oder des heiligen Dominikus, umrahmt wird.

Barocke Bauteile: Die Empore fum 1650), deren Brüstung in Felder mit Blütengehängen eingeteilt ist. Bemalter Taufstein aus dem Jahre 1720. Kanzel, durch Einlegearbeiten verziert und vergoldet, aus dem Jahre 1723. Der Turm wurde im Jahre 1767 um ein Geschoß erhöht.

HEILIG-KREUZ-ALTAR VON TILMAN RIEMENSCHNEIDER

Er wurde 1508 von dem Würzburger Meister ursprünglich für die Michaelskapelle in Rothenburg geschaffen. Von dort wurde er wegen des benötigten Raumes 1653 nach Detwang gebracht. Um ihn in dem kleinen Chorraum auf stellen zu können, mußte der Mittelschrein verkleinert werden. So ist die Summe der Seitenflügel heute größer als die Breite des Schreines. Die Figurengruppen wurden ganz nahe an das Kreuz herangeschoben, wobei vermut lich das Lendentuch Christi abgebrochen wurde.

Die beiden Figurengruppen sind ursprünglich so weit vom Kreuz entfernt zu denken, daß der Blick des jetzt unmittelbar neben dem Kreuz stehenden Kriegers auf das Antlitz Christi gerichtet war.

Auch in seiner jetzigen Form erinnert der Altar noch stark an das Vorbild niederländischer Passionsaltäre. Die Motive der Seitenreliefs sind nach der Kupferstichpassion von Martin Schongauer gestaltet.

Der linke Seitenflügel zeigt den Gebetskampf Jesu im Garten Gethsemane, während die Jünger Petrus, Jakobus und Johannes den Ernst dieser Stunde verschlafen. Petrus, erkenntlich am Schwert und an der Locke auf dem ge lichteten Kopf, und Johannes, der schlafend die Bibel in der Hand hält, ver raten durch geplante Gewaltanwendung einerseits und durch gleichgültige Bibelmüdigkeit andererseits den Auftrag ihres Herrn.

Der Mittelschrein wird beherrscht von der alles überragenden Majestät des Gekreuzigten. In verhaltenem Schmerz, ohne Zeichen der Anklage, neigt der Herr sein dornenbekröntes Haupt zur Seite. Nach anfechtungsreichen Stun den ist er schließlich im Frieden mit Gott und in der Versöhnung mit den Menschen verschieden. Er hat sein Leben für die Menschen unter dem Kreuz geopfert. Maria, die Mutter Jesu, in tiefem Schmerz um den Sohn zerbrochen, wird von dem Jünger Johannes gestützt (Johannes 19, 26 und 27). Maria Magdalena berührt mit ihrer linken Hand teilnahmsvoll das Gewand der Mutter Jesu. Rechts vom Kreuz hat sich die Gruppe der Kriegsknechte ver sammelt, im Vordergrund mit dem turbantragenden Pharisäer, in dem Tilman Riemenschneider den Türken aus der Türkenfamilie" von Albrecht Dürer kopiert hat. Das stille, ausdrucksvolle Antlitz des Gekreuzigten ist wohl in der Kunst aller Zeiten unübertroffen.

Im rechten Seitenflügel beansprucht der auferstandene Herr unsere Aufmerksamkeit. Mit der zum Schwur erhobenen Rechten und mit der Siegesfahne in der Linken bestätigt der Herr die Tatsache seines Todes und seiner Auferstehung. Den schlafenden oder geblendeten Wächtern muß freilich diese Tat sache verborgen bleiben. Im Hintergrund nahen bereits die Frauen, die den Herrn noch bei den Toten suchen wollen.

In vortrefflicher Weise verleiht Riemenschneider den Gewändern aller dar gestellten Personen einen lebendigen Faltenwart, wodurch die den Figuren innewohnende Bewegung unterstrichen wird. Die feingliedrigen, zarten Hände, an denen man gleichsam die Lage und den Weg der mit Blut gefüllten Adern erkennen kann, verraten die vorzügliche Beobachtungsgabe des Künstlers, der wie ein Biologe den menschlichen Körper studiert haben muß.

NORDLICHER SEITENALTAR

Er stammt von einem unbekannten Meister aus einer schwäbisch-ulmischen Schule um 1480/90. Auf der Predella ist das Schweißtuch der Veronika, von zwei Engeln getragen, abgebildet.

Im Schrein sind postiert: Links der Mönch Antonius, dessen Abtstab fehlt. Zu seinen Füßen als Zeichen der Versuchung das Schwein. In der Mitte Muttergottes mit fürstlichem Gewand und Krone, wobei die linke Hand fehlt (Figur bereits um 1440 entstanden); rechts heiliger Bischof mit Buch, linke Hand ebenfalls abgebrochen.

Die Flügelbilder zeigen links den heiligen Stephanus mit Wurfsteinen und

Siegespalme, rechts den heiligen Laurentius, ebenfalls mit Siegespaime und dem Rost, auf dem er verbrannt worden ist.

SUDLICHER SEITENALTAR

Entstehungszeit um 1500/10. Meister unbekannt. Die Predella zeigt die hel lige Familie mit Spruchbändern. Im Schrein befinden sich: links die heilige Ottilie (Schutzpatronin für Augenkranke) mit Bibel, auf der zwei Augen lie gen, in der Mitte Mondsichelmadonna mit Jesuskind und Apfel, dem Zeichen der Erlösung. Die gekrönte Himmelskönigin steht auf einer nach unten ge richteten Mondsichel, die ein teuflisches Antlitz einschließt. Die Gotik sieht vermutlich in Maria die Frau, die zusammen mit ihrem Sohn alle in der Mondsichel versinnbildlichten finstern Mächte des Unglaubens unter ihre Füße treten und besiegen wird (vgl. Offenbarung 12, 1). Diese Madonna wurde um 1460 geschaffen und erst später wie aus dem oben eingebrochenen Rankenwerk ersichtlich ist in den Schrein eingefügt. Rechts eine Heilige in Nonnentracht, deren Attribute ebenfalls nicht mehr vorhanden sind.

Die Flügelbilder stellen links die heilige Barbara mit Kelch und rechts die heilige Magdalena mit Salbungsgefäß dar.

OTTONISCHES RELIQUIENKREUZ

Unmittelbar links neben dem südlichen Seitenaltar entdeckt man eine kleine Nische, in der ein aus der Erbauungszeit der Kirche (um 1000) stammendes versilbertes Reliquienkreuz mit reicher Ornamentik aufbewahrt ist. Vermutlich wurde es einst als Weihegabe für die Kirche gestiftet.

UNSER GELEITSWUNSCH

Mögen Sie beim Verlassen dieses ehrwürdigen Gotteshauses über alle historischen und kunstgeschichtlichen Eindrücke hinaus weitergeführt werden zu dem segnenden Anspruch, unter den der Gekreuzigte die Welt gestellt hat Wenn wir uns von ihm zum opferbereiten Dienst an den Menschen senden lassen, dann haben wir etwas von der Wirklichkeit des Evangeliums ver standen, das Tilman Riemenschneider durch sein Kunstwerk in dieser 1000 jährigen Kirche überzeitlich verkündigt.

Detwang, Kirche St. Peter und Paul
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 1/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 1/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 2/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 3/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 4/10
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Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 8/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 9/10
Detwang, Kirche St. Peter und Paul, Bild 10/10

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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