München, Lenbachhaus, Saal 28

Position München, Lenbachhaus
Künstler in München, Lenbachhaus, Saal 28
Nur hier
Otto Freundlich
1878 Stolp - 1943 KZ Lublin-Majdanek
Kunstwerke (1915–1947)

NACH DEM EXPRESSIONISMUS

Für die Kunst der Weimarer Republik hat sich heute allgemein der Begriff >>Neue Sachlichkeit<< durchgesetzt. Er stammt von dem Mannheimer Museums direktor Gustav F. Hartlaub, der verschiedene realistische Positionen wie Verismus und Klassizismus unter dieser Bezeichnung zusammenfasste und 1925 in der Ausstellung Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus zeigte.

Im selben Jahr machte der in München lebende Kunsthistoriker und Künstler Franz Roh einen Alternativvorschlag. Er veröffentlichte das Buch Noch-Expressionismus - Magischer Realismus: Probleme der neuesten europäischen Malerei, das sich der Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg widmete. Roh fiel es weniger leicht, einen alles verbindenden Namen für die neuen Tendenzen zu finden: Er verwarf die Bezeichnungen >>idealer Realismus<<, >>Verismus<< und >>Neuklassizissmus<< und entschied sich für »Nachexpressionismus«, um die zeitliche Abhängigkeit zu beschreiben. Schließlich wählte er auch noch die schwer definierbare Formulierung »Magischer Realismus«, um die Vielfalt der aktuellen figürlichen Malerei zusammenzufassen. Mit der Konzentration auf gegenständliche Positionen, seien sie realistisch oder magisch, wurde jedoch auch ein großer Teil der Kunst der Zeit ausgeblendet.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hatte in Deutschland die Kunstentwicklung der Avantgarde zu einem abrupten Halt gebracht, so auch die Gruppe des Blauen Reiter. Die russischen Mitglieder Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin mussten als feindliche Ausländer das Land innerhalb kürzester Zeit verlassen, andere wie August Macke und Franz Marc fielen im Krieg. Die Erfahrung der Schrecken des Krieges führte zu einer Revision der künstlerischen Haltung bei den Überlebenden. Zutiefst erschüttert distanzierten sich viele Künstler von den formalen Innovationen der Avantgarde wie Kubismus, Expressionismus und Abstraktion und konzentrierten sich auf eine nüchtern realistische Wiedergabe der Wirklichkeit. Andere bauten wiederum auf den Errungenschaften der Vorkriegszeit auf und entwickelten sie weiter: Das Bauhaus vereinigte abstrakte Tendenzen mit neuen Gestaltungsprinzipien, Expressionismus verband sich mit Realismus, Dadaismus und Surrealismus lieferten eigene Spiel arten des Figürlichen, und die kosmopolitische Künstlerinitiative »Abstraction Création, zu deren Mitgliedern Kandinsky und Jean Hélion zählten, stärkte die abstrakte und konkrete Kunst.

Unsere Auswahl präsentiert Hauptwerke aus der Sammlung des Lenbachhauses von 1915 bis in die 1940er Jahre, von deutschen und internationalen Künstlern, die nur selten gezeigt werden können und zum Teil schon lange nicht mehr zu sehen waren. Sie spiegeln exemplarisch die außergewöhnliche Bandbreite der Bildsprachen und Themen dieser Epoche.

AFTER EXPRESSIONISM

"Neue Sachlichkeit" or "New Objectivity" has become generally accepted as an umbrella term for the art of the Weimar Republic. It was coined by Gustav F. Hartlaub, the director of the art museum in Mannheim, to describe diverse) positions in realism including verism and classicism. In 1925, he organized an exhibition titled New Objectivity. German Painting after Expressionism.

That same year, the Munich-based art historian and artist Franz Roh proposed an alternative in a book on Post-Expressionism-Magic Realism: Problems in Recent European Painting, which surveyed the developments since the end of World War I. Roh was less confident that a single overarching name could be found for the various new tendencies: he rejected "ideal realism," "verism," and "neoclassicism" and eventually settled on "Post-Expressionism" to capture the historical dependency. Another phrase he chose, "magic realism," is hard to define but seeks to encompass the wide spectrum of phenomena in contemporary figurative painting. However, this focus on representational positions, be they realistic or magical, led Hartlaub and Roh to disregard major parts of the art of the period.

In Germany, the outbreak of the Great War had put an abrupt end to the rising artistic avant-garde, including the Blue Rider. The group's Russian members, Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, and Marianne von Werefkin, were declared enemy aliens and compelled to leave the country at short notice; others including August Macke and Franz Marc were killed in battle. Scarred by the horrors of the war, the survivors reconsidered their creative approaches. Many artists who were profoundly distressed by what they had experienced disavowed the formal innovations of the avant-garde such as Cubism, Expressionism, and abstraction and focused their energies on soberly realist depictions of the world around them. Others built on the achievements of the prewar period to break new ground: the Bauhaus fused abstract tendencies with new principles of design, Expressionism blended with realism, Dadaism and Surrealism devised distinctive variants of figuration, and the cosmopolitan artists' initiative "Abstraction-Creation", which counted Kandinsky and Jean Hélion among its members, promoted abstract and concrete art.

Our selection includes major works from the Lenbachhaus's collections. Created by German and international artists between 1915 and the 1940s, these treasures are rarely on public display, and some have not been seen in many years. They exemplify the period's extraordinarily rich range of visual idioms and thematic concerns.

München, Lenbachhaus, Saal 28
München, Lenbachhaus, Saal 28, Bild 1/5
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In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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