Die Bibel (Übersetzung Hermann Menge), Buch Psalter, Kapitel 102

Psalter
1Gebet eines Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet.2HERR, höre mein Gebetund laß mein Schreien zu dir dringen!3Verbirg dein Angesicht nicht vor miram Tage, wo mir angst ist!Neige dein Ohr mir zuam Tage, wo ich rufe; erhöre mich eilends!4Ach, meine Tage sind wie Rauch entschwundenund meine Gebeine wie von Brand durchglüht;5mein Herz ist versengt und verdorrt wie Gras,so daß ich sogar vergesse, Speise zu genießen;6infolge meines Ächzens und Stöhnensklebt mein Gebein mir am Fleisch.7Ich gleiche dem Wasservogel in der Wüste,bin geworden wie ein Käuzlein in Trümmerstätten;8ich finde keinen Schlaf und klagewie ein einsamer Vogel auf dem Dache.9Tagtäglich schmähen mich meine Feinde;und die gegen mich toben, wünschen mir Unheil an.10Ach, Asche eß ich als Brotund mische meinen Trank mit Tränen11ob deinem Zorn und deinem Grimm;denn du hast mich hochgehoben und niedergeschleudert.12Meine Tage sind wie ein langgestreckter Schatten,und ich selbst verdorre wie Gras!13Du aber, HERR, thronst ewiglich,und dein Gedächtnis bleibt von Geschlecht zu Geschlecht.14Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen,denn Zeit ist’s, Gnade an ihm zu üben: die Stunde ist da15- denn deine Knechte lieben Zions Steine,und Weh erfaßt sie um seinen Schutt –,16damit die Heiden fürchten lernen den Namen des HERRNund alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.17Denn der HERR hat Zion wieder aufgebaut,ist in seiner Herrlichkeit dort erschienen,18hat dem Gebet der Verlass’nen sich zugewandtund ihr Flehen nicht verachtet.19Dies werde aufgeschrieben fürs kommende Geschlecht,damit das neugeschaffne Volk den HERRN lobpreise,20daß von seiner heiligen Höhe er herabgeschaut,daß der HERR geblickt hat vom Himmel zur Erde,21um das Seufzen der Gefangnen zu hörenund die dem Tode Geweihten frei zu machen,22damit man verkünde in Zion den Namen des HERRNund seinen Ruhm in Jerusalem,23wenn die Völker sich allzumal versammelnund die Königreiche, um (Gott) dem HERRN zu dienen.24Gelähmt hat er mir auf dem Wege die Kraft,hat verkürzt meine Lebenstage.25Nun fleh’ ich: »Mein Gott, raffe mich nicht hinwegin der Mitte meiner Tage,du, dessen Jahre währen für und für!«26Vorzeiten hast du die Erde gegründet,und die Himmel sind deiner Hände Werk:27sie werden vergehen, du aber bleibst;sie werden alle zerfallen wie ein Gewand,wie ein Kleid wirst du sie verwandeln,und so werden sie sich wandeln.28Du aber bleibst derselbe,und deine Jahre nehmen kein Ende.29Die Kinder deiner Knechte werden (sicher) wohnen,und ihr Geschlecht wird fest bestehen vor dir.

In Vorbereitung: Paris, Musée d’Orsay; Paris, Musée des Arts décoratifs; L'Aquila, Museo Nazionale d'Abruzzo; Ascoli Piceno, Pinacoteca civica

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